Vertrauen ist gut. Prüfen ist besser? 

Mein Vater war gelernter Werkzeugmacher. Ein wichtiger Teil seiner Arbeit war die Materialprüfung. Mit Messchiebern und Mikrometern wurden exakte Masse festgestellt und verglichen. Es gab Härteprüfungen, Dichtemessungen und Druckprüfungen der Metalle. Warum das alles? Am Ende sollten die Werkzeuge über lange Zeiträume hohen Belastungen standhalten. Wenn sie die Materialprüfungen bestanden, konnten sie genau und mit hoher Qualität arbeiten und Unfälle und Sicherheitsrisiken vermeiden. 

Beim Glauben scheint es eher auf die „weichen Faktoren“ anzukommen. Christen sind idealerweise liebevoll, freundlich, harmonisch und vertrauensvoll. Soll nicht jeder so gut es geht das glauben, was er gerade versteht und sich für ihn gut anfühlt? Tatsächlich spielt das „Prüfen“ beim Glauben aber eine große Rolle. Im 1. Thessalonicherbrief 5,21 schreibt Paulus an die Gläubigen in der Stadt Thessaloniki: „Prüft aber alles und das Gute behaltet.“  

Um zu lieben, muss ich wissen, wie die Person ist, die ich liebe. Um zu vertrauen, muss ich wissen, worauf ich vertrauen kann. Um Gott zu lieben und vertrauen, sollen wir nachforschen und nachdenken, wie Gott eigentlich ist. Und um mit Menschen freundlich und harmonisch zusammenzuleben, sollen wir prüfen, was sie wollen und ob das gut ist. 

Vertrauen ist gut. Prüfen ist besser? – beides gehört zusammen. Wenn ich in ein Auto steige, vertraue ich, dass der Fahrer mich ans Ziel bringt. Gleichzeitig sollte er eine Führerscheinprüfung bestanden haben und das Auto Tüv-geprüft sein. Die Prüfung allein, bringt noch nicht zum Ziel. Ich muss irgendwann vertrauen und einsteigen. Aber das Vertrauen muss kein „blindes Vertrauen“ sein, sondern darf nachfragen und nachdenken, kritisch sein und überprüfen. 

Die Aussage (V.21): „Prüft aber alles und das Gute behaltet.“ wird gefolgt von dem Satz (V.22) „Meidet das Böse in jeder Gestalt“. In einer Welt voller Meinungen, Anforderungen, Falschmeldungen, Verführungen, Gewalt, Ängsten und Gefahren gibt es tatsächlich das Gute. Gott möchte uns einen Weg der Wahrheit und des Lebens führen. Gott möchte nicht, dass wir uns verirren oder verstricken. Er möchte auch nicht, dass wir an uns selbst scheitern, denn das Böse ist nicht nur bei den anderen, sondern in meinen eigenen Gedanken und Taten. Dazu sagt Paulus (V.23): „Er aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch und bewahre euren Geist samt Seele und Leib unversehrt, untadelig für das Kommen unseres Herrn Jesus Christus.“  

Es gibt den Gott des Friedens, der uns von innen her verändern will. Das geschieht durch Erlösung und Vergebung. Es gibt den Gott des Friedens, der uns leiten und bewahren will, in unseren Gedanken und auf unseren Wegen. Es gibt den Gott des Friedens, der uns ein Lebensziel gibt – das Kommen des Herrn Jesus Christus. Kannst Du diesem Gott vertrauen? Hast Du schon einmal geprüft, ob er vertrauenswürdig und gut ist und das Gute in Deinem Leben will? 

Paulus predigte in der Stadt Thessaloniki drei Wochen lang von Jesus Christus. Einige ließen sich überzeugen und wurden gläubig. Davon lesen wir in Apostelgeschichte 17. Andere ereiferten sich, rotteten sich zusammen und starteten einen Aufruhr, so dass Paulus aus der Stadt in Sicherheit brachten. Später schrieb er zwei Briefe an die Thessalonicher. Sie sind noch mittendrin in der großen Stadt. Sie brauchen Kraft durch Gebete, Orientierung durch Gottes Wort und Beistand durch Gottes Geist, um das Gute festzuhalten. Sie bilden eine Gemeinde, um aufeinander zu achten, einander zu helfen und zu trösten, einander zu ermahnen und zurechtzuweisen. 

Mein Vater brauchte Messinstrumente und Prüfgeräte, um Werkstoffe zu prüfen, damit gute Werkzeuge entstehen. Der Prüfmassstab in allen Dingen des Glaubens und des Lebens ist die Bibel. Für sie wird auch der Begriff „Kanon“ gebraucht und das bedeutet „Richtschnur“ oder „Massstab“. Anhand der Bibel können wir beurteilen, was gut ist und was böse. Welches Verhalten uns zum Leben bringt oder ins Verderben.  

Die Aufforderung in der Jahreslosung 2025 „Prüft aber alles und das Gute behaltet“ ist ein Aufruf zum Bibelstudium. Wenn ich jeden Tag im Jahr in der Bibel lese, werde ich von ihr geprägt und kann Unterscheidungen treffen und Entscheidungen fällen. Mein Vertrauen in Gott wird tiefer und mein Umgang mit Menschen wird klarer. Das Gemeindeleben der FeG Leipzig hat die Bibel im Mittelpunkt. Mit der Bibel im Kopf und Christus im Herzen wird das Jahr 2025 gelingen. 1. Thess. 5,15: „Seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte, sondern jagt allezeit dem Guten nach, füreinander und für jedermann.“ 

Jochen Riemer