Während der Predigtreihe „Achtung Baustelle“ waren wir im 1. Korintherbrief unterwegs und ich blieb ich an folgendem Vers hängen: „Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber nichts soll Macht haben über mich.“ (1. Korinther 6,12 Lutherübersetzung).
Dass nicht alles zum Guten dient, ist klar. Es gibt Vieles, was schlecht für mich ist. Schlechte Gewohnheiten, Suchtmittel, zerstörerische Gedanken. Dass schlechte Dinge keine Macht über mich haben sollen, leuchtet mir vollkommen ein. Gott will, dass sich Hilfreiches, Aufbauendes, Gutes und Segnendes in meinem Leben ereignet und nicht das Schlechte.
Aber was ist gemeint mit dem Satz „Alles ist erlaubt“? Kann ich als Christ wirklich tun und lassen, was ich will? Ist jede Handlungsweise in Ordnung, egal welche?
Im Zusammenhang des 1. Korintherbrief gibt es eine Reihe von Ermahnungen und Zurechtweisungen der Christen durch Paulus. So egal ist es offensichtlich nicht, wie sie sich verhalten. Im vorausgehenden Abschnitt wird betont, dass für Menschen, die Unrecht tun, in Gottes Reich kein Platz ist (1.Kor. 6,9). Direkt im nächsten Vers 13 heißt es, dass Christen ihren Körper als Gabe Gottes sehen und ihn nicht für sexuell unmoralisches Verhalten gebrauchen sollen.
Also doch nicht „Alles erlaubt“?
Möglicherweise ist der Satz „Alles ist erlaubt“ ein Schlagwort der Korinther. Dann hätte Paulus ihre Meinung zitiert und widerspricht ihnen dann. So übersetzen es „Neue Genfer Übersetzung“, „Hoffnung für Alle“ und „Gute Nachricht Bibel“. Oder der Satz „Alles ist erlaubt“ ist ein rhetorisches Mittel, mit dem Paulus zugespitzt deutlich machen will, dass wir nicht Sklaven, sondern Kinder sind. Dass nicht Verbote, sondern Verantwortung uns steuern sollen. Dass wir nicht aus Furcht vor Gott und Angst vor Strafe den guten Weg gehen, sondern aus Liebe zu Gott und geleitet vom Heiligen Geist.
Christen sind befreite Menschen. Aus Gnade, völlig umsonst und nicht aus eigener Leistung erfahren Gläubige die Erlösung durch Jesus, den Gekreuzigten. Der theologische Begriff dafür ist: „Rechtfertigung“. Ich darf nach dem Freispruch der Vergebung meiner Schuld gerechtfertigt vor Gott meinem Schöpfer und Richter stehen. „Aber jetzt sind eure Sünden abgewaschen. Ihr gehört nun ganz zu Gott; durch unseren Herrn Jesus Christus und durch den Geist unseres Gottes seid ihr freigesprochen.“ (1. Kor. 6,11 HfA). Früher war ich ein verlorener Sünder. Jetzt bin ich ein freier Mensch. Frei von Schuld, von Scham und Angst. Frei, in meiner Bestimmung als Geschöpf zu leben. Was dann mein Leben bestimmt, sind nicht Verbote und moralische Verhaltensübungen. Gott stellt meine Füße auf einen weiten Raum (Psalm 31,9). Mein Herz wird heil, mein Denken wird erneuert. Ich stehe in einer lebendigen Beziehung zu Gott. Gottes Heiliger Geist leitet mich. Ich habe einen neuen Lebensraum. Einen Raum der Liebe, des Vertrauens und der Hoffnung. Ich gehöre nicht mehr mir selbst. Mein Körper ist eine Tempel des Heiligen Geistes, weil Gottes Geist in mir wohnt (1.Kor. 6,19).
Gott vertraut es uns an, in seinem Lebensraum der Gnade und Freiheit Entscheidungen zu treffen, um unser Leben zu gestalten. Die Korinther trafen eine Menge Entscheidungen und leider auch eine Menge falscher Entscheidungen. Stolz und Streit, Unrecht und Unmoral nahmen noch viel Raum bei Ihnen ein mit sehr negativen Folgen. Diese Leidenschaften gehörten zu ihrem alten Leben aber sie sollten im neuen Leben mit Gott keine Macht mehr über sie haben. Freiheit soll nie die Freiheit zum Schlechten sein – zu dem, was uns selbst, unseren nächsten und die Beziehung zu Gott zerstört. Davon sollten sie zu Gott umkehren. Wenn wir uns mit Schlechtem einlassen, gilt auch uns dieser Aufruf, wie verlorene Söhne und Töchter zu Gott dem Vater zurückzukehren.
Die Korinther hatten die evangelische Freiheit der bedingungslosen Gnade verstanden. Aber sie hatten die evangelische Freiheit für ein Leben zur Hingabe und Ehre Gottes noch nicht ausreichend verstanden und umgesetzt. Daran werden sie erinnert: „Ob ihr nun esst oder trinkt oder was ihr auch tut, das tut alles zu Gottes Ehre“ (1. Korinther 10,31) Auch wir sind berufen, mit allem, was wir sind und haben, ein Leben zur Ehre Gottes zu führen. Nutzen wir dazu unsere Verantwortung und unsere Freiheit.