Weltbewegende Nachrichtenthemen verändern sich. Waren es vor zwei Jahren „Lockdown; Impfungen; Donald Trump“ sind es in diesem Sommer „Hitzewelle; Teuerung; Krieg; Klimakleber“. Weniger stark als die täglichen Nachrichten ändern sich die inneren Haltungen. Es gibt bleibende Überzeugungen, die viele Menschen teilen: „Anderen zu helfen stiftet Sinn.“ „Verlässlichkeit und Verantwortung ist besser als Rücksichtslosigkeit.“ „Treue in der Partnerschaft und Familiensinn sind wertvoll.“
Für den Hauptstrom der vorherrschenden gesellschaftlichen Strömungen und Meinungen ist der Begriff „Mainstream“ entstanden. Helene Fischer ist mehr Mainstream als Orgelmusik. Das 49 Euro- Ticket ist mehr Mainstream als die PKW- Mitfahrzentrale. Ob ein bestimmter gesellschaftlicher Mainstream nun positiv oder negativ ist, darüber gehen die Meinungen allerdings auseinander. Und was die Mehrheit der Bevölkerung wirklich denkt und will, ist oft verborgen. Deutlich vernehmbar ist vor allem das, was Medien und Meinungsmacher lautstark vertreten. In diesem Zusammenhang der öffentlichen und veröffentlichten Meinung wird der Begriff „Mainstream“ auch wertend verwendet. Im politischen Spektrum Deutschlands gilt linksliberal als „Mainstream“ und rechtskonservativ nicht.
In der Bergpredigt fordert uns Jesus auf, einerseits einen Mainstream zu suchen und andererseits einem Mainstream zu widerstehen. Suchen sollen wir: gegenseitigen Respekt, Gutes Tun und Nächstenliebe. Es kann ein positiver Mainstream werden, wenn jeder, der Respekt will auch die Anderen respektvoll behandelt. Und wenn jeder, der Gutes empfangen will, auch Gutes tut. Jesus sagt: „Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.“ (Matthäus 7,12). Humanität und christliches Leben finden einen gemeinsamen Nenner in dieser sogenannten „Goldenen Regel“. Damit gibt uns Jesus einen herausragenden Kompass gegen Rücksichtslosigkeit, Diskriminierung und Spaltung.
Direkt im nächsten Satz warnt Jesus jedoch vor einem „Mainstream“ und fordert uns auf, durch die schmale Tür statt auf dem breiten Weg zu gehen: „Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind’s, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind’s, die ihn finden!“ (Matthäus 7,13-14).
Wenn jeder den anderen / die andere so behandeln würde, wie er oder sie selbst behandelt werden möchte, wäre die Welt ein besserer Ort. So ganz funktioniert das leider nicht, weil Egoismus und Eigensinn immer wieder durchkommen. Wir handeln nicht nur gut. Unsere Worte sind nicht nur wohltuend. Unsere Absichten nicht nur rein. Wir werden aneinander schuldig. Zum Mainstream unseres Miteinanders gehören auch Frust, Angst, Misstrauen und Aggression.
Jesus hat uns einen Ausweg aus diesem Negativstrom gegeben: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben.“ Johannes 3,36a. Jesus bezeichnet sich selbst als „den Weg“, „die Tür“ und „das Leben“. Statt nur guter Vorsätze und hehrer Absichten bewirkt der Glaube Jesus eine echte Herzensänderung. Leben nach Gottes Vorstellung hat eine himmlische und ewige Perspektive. Es ist ein Weg, der zum Leben führt. Wir sind nicht nur für kurzfristige Erlebnisse geschaffen, sondern können durch den Glauben jetzt und für immer in Gemeinschaft mit Gott leben.
Gottesfurcht und Vertrauen auf Gott sind 2023 alles andere als „Mainstream“, denn in Leipzig sind es nur ca. 15%, die an Gott glauben. Das war auch im Sozialismus so und hat sich danach nur unwesentlich geändert. Gott wird nicht mehr als zeitgemäß empfunden. Und dass es eine „Verdammnis“ gibt, ist für die einen ärgerlich, für die anderen lächerlich. Der Gedanke an ein Gericht Gottes am Ende unseres Leben gilt als abwegig und übergriffig. Doch genau das sagt Jesus: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben. Wer aber dem Sohn nicht gehorsam ist, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt über ihm.“ (Johannes 3,36). Insofern hat die Entscheidung für einen Weg mit oder ohne Gott Konsequenzen.
Es ist gut, dass niemand heute mehr scheinbar fromm sein muss. Es besteht kein gesellschaftlicher Druck im Mainstream, irgendwem irgendetwas Religiöses vorzuspielen. Jesus waren die Pharisäer, Phrasendrescher und Heuchler ein Gräuel. Jesus will nicht Religiosität ohne innere Überzeugung. Er fordert uns auf, zu vertrauen und bietet uns die Vergebung von Schuld und die Erlösung vom Bösen.
Wenn heute jemand dem Weg Gottes folgt, dann es ein schmaler Weg, eine enge Tür und Minderheitenposition. Es ist eine bewusste Entscheidung.
Bei einer Fahrradtour durchs Gebirge stand ich einmal vor der Entscheidung: Soll ich geradeaus durch den Tunnel ohne Steigung unter dem Gipfel hindurchfahren oder soll ich abbiegen und auf einer schmalen Straße über den Pass in die Pedale treten? Es war mühevoller, die Steigung zu nehmen. Der Weg über den Pass war steil aber die Aussicht war grandios. Ich hätte das Gipfelerlebnis nie gehabt, wenn ich durch den Tunnel gerollt wäre. Jesus bereitet uns, darauf vor, dass die Entscheidung für den Weg Gottes leidvoll, einsam und anstrengend sein kann. Kurzfristig kann es bequemer und einfacher erscheinen, Wege ohne Gott zu gehen. Langfristig lohnt es sich, über den Gipfel zu fahren. Wenn ein Fisch immer stromabwärts schwimmt und nie stromaufwärts, könnte es sein, dass dieser Fisch tot ist. Gott möchte, dass wir nicht nur leblos mitschwimmen, sondern dass wir leben, vertrauen und entschieden handeln. Statt zum Mainstream lädt er uns ein zum Segensstrom.