Die Felsenstadt PETRA in Jordanien mit ihren monumentalen und aus dem Fels gehauenen Bauwerken ist einer der wunderbarsten Orte im Nahen Osten. Die Stadt wurde nach vielen Jahrhunderten im 19. Jahrhundert von Altertumsforschern wiederentdeckt. Geschützt war sie durch ihre versteckte Lage in der Wüste. Nur zugänglich durch eine 1,5 Kilometer lange und 70 Meter tiefe Felsschlucht, den Siq,der an seiner engsten Stelle nicht breiter als 2 Meter ist.
Das Titelbild dieses Gemeindebriefes zeigt den Blick durch die Eingangsschlucht auf das sogenannte „Schatzhaus“ Petras. Jeder Besucher muss zuerst durch die dunkle Schlucht, bevor er in das Sonnenlicht des weiten Talkessels von Petra tritt.
Manche Lebenssituationen scheinen uns dunkel und bedrohlich, so wie die links und rechts aufragenden Felswände. Und wie die Menschen auf dem Pfad im Bild, fühlt man sich ausgeliefert und klein. In solchen Lebenssituationen erreicht uns Gottes Zuspruch und Trost.
Der Prophet Jeremia schreibt:
„Von Gottes Güte kommt es, dass wir noch leben. Sein Erbarmen ist noch nicht zu Ende, seine Liebe ist jeden Morgen neu und seine Treue unfassbar groß.“
Klagelieder 3,23
Jeremia hat in seinem Leben viele Schwierigkeiten erlebt. Krieg und Fremdherrschaft, Unrecht und eine verwüstete Stadt, Hunger und Armut. Deshalb verfasste er ein ganzes Buch mit dem Namen „Klagelieder“.
Klagen bedeutet, dass wir die Sorge und das Bedrückende aussprechen und sie zu Gott bringen. Durch Rufen und Schreien. Durch Weinen. Durch Gebete. Jeremia verstand etwas vom Klagen, während uns das Klagen weitgehend fremd geworden ist. Wir werden entweder sprachlos und fressen die Dinge in uns hinein. Oder wir fangen an zu jammern und drehen uns im Kreis. Dabei gibt es für alle unsere Not eine Richtung: Bringen wir sie zu Gott.
Jeremia sieht es so, dass auch bittere und schwierige Situationen von Gott zugelassen sind.
Er hat mich ringsum eingeschlossen und mich mit Bitternis und Mühsal umgeben
Klagelieder 3,5
Gott scheint ihm fremd und feindlich. Er ring im Gebet mit Gott. Er schwankt zwischen Hoffnungslosigkeit 3,18 und neuer Hoffnung 3,21. Der Gleiche, dem er die Not vorwirft, ist auch der, bei dem er Hilfe sucht. Jeremia weiß, dass auch die dunklen Stunden unter Gottes Hand und Kontrolle sind.
Mitten in seinen Klagen findet sich der Ausruf: „Gottes Güte, Gottes Barmherzigkeit und Gottes Treue sind unfassbar groß“ 3,22-23.
Damals wie heute ist die Treue der Menschen zu Gott nicht groß, denn immer wieder sündigen wir. Aber die Treue Gottes zu seinem Volk bleibt groß, denn immer wieder hat er Erbarmen und vergibt.
Für den, der Gott vertraut, ist die Dunkelheit begrenzt. So wie die enge, dunkle Schlucht von Petra nicht das Ende ist, sondern in das sonnendurchflutete Tal mündet. Darum lohnt es sich, auf Gott zu hoffen und geduldig auszuhalten. 3,24-26.
Mitten in der Wüste blieb die Schönheit Petras lange verborgen und wurde dann wiederentdeckt. Gottes Treue und Schönheit kann wieder von uns entdeckt werden. Alleine oder auch Miteinander, wenn wir unsere Anliegen und Sorgen teilen und gemeinsam zu Gott bringen.
Jochen Riemer