Schlafen – Ausdruck meines Vertrauens in Gott?

Es gibt viele Anzeichen dafür, dass man Gott vertraut. Bei uns Christen drückt sich das ja auf verschiedene Art und Weise aus. Und wir vertrauen Gott auch in verschiedenen Bereichen unterschiedlich stark. Der eine vertraut Gott 100-prozentig, wenn es um die finanzielle Versorgung geht, ein anderer, wenn es darum geht, den richtigen Arbeitsplatz zu finden, während ein dritter Gott vertraut, dass er Menschen gesund macht. So drückt sich unser Vertrauen in Gott sehr unterschiedlich aus. Ein vielleicht oft übersehener Vertrauensbeweis ist das Schlafen. Ja, du hast dich nicht verlesen, ich rede vom Schlafen.

In Psalm 4,9 schreibt David:

In Frieden leg ich mich nieder und schlafe ein; denn du allein, Herr, lässt mich sorglos ruhen.

Aus dem Kontext geht hervor, dass sich David wieder mal in einer schwierigen, angefochtenen Situation befand. Und trotz Anfeindungen legte er sich in Frieden hin und schlief sicher ein, denn er wusste, dass Gott für ihn sorgt. Wenn das kein Anzeichen für Gottvertrauen ist. Trotz Widrigkeiten zu schlummern wie ein Baby.

David wusste, dass Gott über ihn wacht und er wusste auch, dass es nichts bringt, bis in die Morgenstunden unter Grübeln und Kopfzerbrechen sich hin und her zu wälzen. Also trug er in diesem Psalm seine Not Gott vor und ließ sie bei ihm. Ließ seine Angst los und war deshalb imstande, ruhig und friedlich einzuschlafen. So kann das Schlafen zu einem Ausdruck unseres Gottvertrauens werden. Oder auch umgekehrt: Ein Anzeichen dafür, dass ein Mensch Gott nicht vertraut, kann sein, dass er schlecht schläft.

Nun ist Schlafen ja eigentlich nichts, was ich aktiv tue, oder wozu ich meinen Körper zwingen kann. Jeder kennt das bestimmt, wenn man im Bett liegt, nicht einschlafen kann, und es dann zu erzwingen versucht. Meistens wird es dann umso schlimmer.

Schlafen bedeutet loslassen. Alle Aktivitäten und alles Denken beenden, die Augen schließen, ruhig atmen und den Schlaf über sich kommen lassen. Und unsere Erfahrung lehrt uns, dass wenn wir aufwachen, die Welt immer noch so existiert wie am Tag zuvor. Warum? Weil Gott, selbst wenn wir schlafen, über ihr und über uns wacht. Das unterscheidet uns auch von Gott. Während wir Schlaf, Erholung und Ruhe so dringend nötig haben, wacht Gott jederzeit und hält von früh bis spät seine Hände über uns. Deswegen drückt tiefer Schlaf unser Vertrauen in Gottes Fürsorge und Schutz aus. Dass da, wo wir nun diese Pause, diese Erholungs- und Regenerierungsphase brauchen und alle Aktivitäten niederlegen müssen, ER an unserem Bett wacht, wie eine Mutter am Bett ihres kranken Kindes.

Und wenn ich am Morgen aufwache, ist Er der erste, der mir begegnet. Und auch wenn dann die Probleme nicht einfach weg sind, wissen wir, dass ER da ist und mich mit seinem Frieden umgibt.

Schlafen ist so gesehen also eine geistliche Disziplin. Darin wird deutlich, dass wir glauben und vertrauen, dass das Entscheidende für unser Leben von Gott kommt, nicht von uns selbst. Dass mein Leben von ihm abhängig ist – nicht von mir und schon gar nicht von meinen Leistungen.

Thomas Wenk