Weltherrscher und Weihnachten

Vermutlich hat keine Wahl in den vergangenen Jahren weltweit für so viel Aufsehen und Wirbel gesorgt, wie die diesjährige Wahl des künftigen Präsidenten der USA. Wer den Wahlkampf über längere Zeit verfolgt hat, der konnte meinen, man befinde sich in einem schlechten Film – so skurril waren teilweise die Wendungen, Enthüllungen und Skandale, die bei beiden Kandidaten ans Tageslicht kamen. Während ich diese Zeilen schreibe, ist die Wahl knapp eine Woche vorbei. Ein Gefühl der Angst macht sich breit. Die Leute demonstrieren und rufen „not my president“ – „nicht mein Präsident.“ Doch nicht nur in den USA, sondern auch in Europa lösen die Entwicklungen Unsicherheit, Ratlosigkeit und Angst aus. Aus christlicher Sicht kann der Umgang mit solchen Entwicklungen jedoch nicht Panikmache oder Weltuntergangsstimmung sein. Zu allen Zeiten haben sich Menschen, die an Gott glauben, mit Weltherrschern konfrontiert gesehen, doch ihre Hoffnung, ihren Glauben und ihr Leben machten sie nicht von diesen Herrschern abhängig, sondern von Gott. Mose stand dem mächtigen Pharao von Ägypten gegenüber, der das Volk Israel versklavt hatte, aber er vertraute, dass Gott das Volk erlösen wird – und Gott tat es. Der Prophet Daniel war ein hoher Beamter am Hof des babylonischen Königs Nebukadnezar, der die Juden nach Babylon deportiert hatte. Aber Daniel trat dem König mit den Worten gegenüber:

Gelobet sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit, denn ihm gehören Weisheit und Stärke! Er ändert Zeit und Stunde; er setzt Könige ab und setzt Könige ein.

Daniel 2,20-21

Dass Gott Könige ein- und absetzt bedeutet nicht, dass diese Könige deshalb automatisch in seiner Gunst stehen. Im Gegenteil: laut Zeugnis der Bibel können sie Gottes Mittel sein, Gericht zu üben. Gott bleibt in allen Zeiten der souveräne Herr, der seine Ziele mit dieser Welt erreichen wird. Sollte ihm irgendein weltlicher, ungezügelter Herrscher Kopfzerbrechen bereiten? Psalm 2 schildert, wie Gott auf Könige schaut, die sich gegen ihn und seinen Gesalbten (Christus) versammeln:

Der im Himmel thront, lacht, der Herr spottet über sie.

Psalm 2,4

Wird dies nicht in der Weihnachtsgeschichte deutlich? Der Bericht im Lukasevangelium stellt die Geburt Jesu in den großen Rahmen der Weltgeschichte:

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser August ausging, dass alle Welt geschätzt würde.

Lukas 2,1

Augustus war der größte Weltherrscher, den die Welt bis dahin gesehen hatte. Sein Handlanger in Judäa war der König Herodes, zu dessen Charaktereigenschaften es gehörte, sich bei kleinstem Verdacht Leuten per Hinrichtung zu entledigen, allen voran seiner Frau Mariamne und seines Schwagers Kostobarus. Wie lautet Gottes Antwort auf diese Herrscher? Ein Kind in einer Futterkrippe! Ein Kind – unschuldig, schutzbedürftig, verwundbar – ist der Hoffnungsträger, an den Gott das Schicksal der Welt, ja der ganzen Menschheit bindet. Kaum ist das Kind geboren, macht Herodes Jagd auf dieses Kind. Als Jesus erwachsen ist, wird er wieder gejagt und steht den Mächtigen gegenüber: den religiösen Führern, dem König Herodes Antipas (Herodes‘ Sohn) und Pontius Pilatus. Doch sie konnten Gottes Pläne nicht durchkreuzen – auch nicht als sie Jesus kreuzigten. Jesus siegte nicht trotz des Kreuzes, sondern durch das Kreuz. Gott sandte seinen Sohn in eine dunkle und hoffnungslose Welt und sein Licht strahlte auf. Am Kreuz war es wieder dunkel und alle Hoffnung schien verloren. Doch am dritten Tag strahlte das Licht auf – heller als je zuvor. Gott hat seinen Sohn auferweckt und als Herr der Herren eingesetzt. Halten wir Krippe, Kreuz und Krone zusammen, dann sehen wir: Gott lässt sich das Heft nicht aus der Hand nehmen – niemals und von niemandem. Im Gegenteil: Die religiösen Führer, Herodes, Pontius Pilatus hatten sich versammelt gegen Gott und seinen Christus, aber sie haben letztlich Gottes Plan ausgeführt. Denken wir daran, wenn wir uns auf Weihnachten besinnen und in ein neues Jahr gehen: Gott sitzt im Regiment. Jesus ist Herr! Und darum tun wir gut daran, nicht mit Angst und Verzagen auf das Weltgeschehen zu reagieren, sondern mit Glaube, Liebe und Hoffnung. Denn schon einmal strahlte in der dunklen Welt das Licht auf und der Engel sprach mitten in die Angst der Menschen:

Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird. Denn euch ist heute der Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.

Lukas 2,10-11

Denken wir daran: Unsere Hoffnung liegt nicht in wünschenswerten Umständen, sondern in Gott, der die Weltgeschichte lenkt und sie auch zu seinem Ziel führen wird. Mit diesem Blick auf den allmächtigen Gott wünsche ich allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und Gottes Segen für das neue Jahr.

Thomas Arhelger