Der Fürst des Friedens

Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell… Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst.

Jesaja 9, 2 und 6

Die Wintermonate sind Monate, in denen es dunkel ist. Wir zünden Lichter an, gerade an Weihnachten. Aber wir tun es nicht bloß, weil es draußen länger dunkel ist, sondern weil wir uns nach einem Leben sehnen, das hell ist. „Das Volk, das im Finstern wandelt“ und „die da wohnen im finstern Lande“ sind starke Bild. Man stelle sich das vor: Ein ganzes Volk lebt in Finsternis. Menschen wohnen in einem finstern Land. Wie sehr trifft das auf diese Welt zu. Wie sehr trifft es auf die Menschen zu, die in diesen Tagen von Krieg und Terror heimgesucht werden und auf der Flucht sind. Wie sehr trifft es aber auch auf die zu, die nach außen hin ein helles Leben vorgeben, aber in deren Herzen es finster ist. In diese Finsternis hinein bricht eine Botschaft der Hoffnung: Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. Über den Menschen scheint es hell. Jesaja macht deutlich, worin das helle Licht besteht: Es ist ein Kind, das uns geboren ist. Ein Sohn, der uns gegeben ist. Jesaja schreibt diese Worte mehrere hundert Jahre, bevor Jesus geboren wurde. Und er beschreibt, was Jesus sein wird – und wir können es im Rückblick bestätigen: ein wunderbarer Ratgeber – niemand hat so gesprochen und gelehrt wie Jesus. Ein heldenhafter Gott – er geht mutig für uns seinen Weg ins tiefste Leid. Ein ewiger Vater – er schenkt uns ewiges Leben und verbindet uns immer mit Gott, dem Vater. Er sagte: „Wer mich sieht, der sieht den Vater“ (Joh 14,9). Der Friedefürst – er schafft ein für allemal Frieden, indem er nicht tötet, sondern sein Leben gibt, um uns zu vergeben. So macht er Frieden zwischen uns und Gott. Damit ermöglicht er auch den Frieden zwischen uns und Menschen. Wie sehr sehnen wir uns in diesen Tagen nach Frieden. Menschen sind auf der Flucht vor Krieg, Länder sind erschüttert vom Terror und der Unfriede im Herzen treibt Menschen auf die Straßen, auf welcher Seite sie auch immer stehen. In der Weihnachtszeit werden die Fußgängerzonen hell erleuchtet sein, Weihnachtsbäume geschmückt, Fenster mit Lichterketten dekoriert und Kerzen angezündet. All das kann man tun, ohne das wahre Licht zu sehen: Jesus, den Friedefürsten. Wie bringt Jesus Friede? Wir reden hier nicht von einem theoretischen Konzept, sondern von einer geschichtlichen Realität, die hier und jetzt Auswirkungen hat, wo Menschen Jesus als Friedefürsten annehmen. Die folgende Geschichte macht das deutlich.

Der Evangelist Ravi Zacharias war mit einer Delegation des Erzbischofs von Canterbury nach Ramallah eingeladen, um den Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern zu fördern. Sie hatten ein Treffen mit Scheich Talal Sider, einem der Gründer der Hamas. Der Scheich erzählte, wie er einige seiner Kinder bei Selbstmordattentaten verloren hatte. Ravi Zacharias sagte zu ihm: „Scheich, nicht weit von hier, wo sie und ich sitzen, gibt es einen Hügel, auf dem Abraham vor 5.000 Jahren seinen Sohn opfern wollte. Lassen sie uns nicht streiten, welcher Sohn es war (die Muslime glauben, es war Ismael, die Christen und Juden sagen, es war Isaak). Lassen sie uns nur sagen, er brachte seinen Sohn dort hinauf. Und als die Axt gerade fallen sollte, sagte Gott: „Stopp!“ Der Scheich sagte: „Das ist richtig.“ – Ravi fragte ihn: „Wissen sie, was Gott dann sagte?“ Der Scheich schüttelte den Kopf. Ravi fuhr fort: „Gott sagte: Ich werde selbst für ein Opfer sorgen.“ Der Scheich nickte. Ravi sagte: „Nicht weit von hier vor 2.000 Jahren hielt Gott dieses Versprechen und er brachte seinen Sohn auf den Hügel. Scheich Talal, dieses Mal stoppte die Axt nicht.“ Der Scheich starrte ihn an. Ravi sagte: „Es mag sein, ich werde sie nie mehr wiedersehen, Scheich, und sie werden nicht mögen, was ich ihnen sage, aber ich möchte ihnen dies mitgeben: Solange sie und ich nicht den Sohn annehmen, den Gott für uns gegeben hat, solange werden wir unsere eigenen Söhne und Töchter auf den Schlachtfeldern dieser Welt opfern für Land, Macht und Stolz.“ Die Lippen des Scheichs fingen an zu zittern. Im Raum herrschte Totenstille. Die Delegation stand auf und verließ den Raum. Der Scheich stand auf, verabschiedete sich schnell von den anderen und ergriff Ravi an den Schultern. Er küsste ihn auf die Wangen und sagte: „Sie sind ein guter Mann. Ich hoffe, ich sehe sie wieder.“

Wer sieht, dass Jesus die Schuld beglichen hat, die andere einem angetan haben, und wer glaubt, dass dieses Opfer Jesu ausreicht, der kann das Schwert aus der Hand legen und Jesus als Friedefürsten erfahren. Die Geburt Jesu bedeutet Frieden. Die Engelchöre singen davon: „Friede auf Erden“. Krippe und Kreuz gehören zusammen. Die Krippe verkündet die frohe Botschaft: uns ist ein Kind geboren; ein Sohn ist uns gegeben. Das Kreuz verkündet die frohe Botschaft: „Er hat in seiner Person die Feindschaft getötet. Er kam und verkündete den Frieden.“ (Eph 2,16-17a) Kennst du diesen Frieden? Kennst du den Friedefürsten? Möge uns die Weihnachtszeit vor Augen halten, dass uns dieses Kind geboren ist, um uns zum Frieden zu führen. Es ist Gottes Geschenk, dass wir selbst den Friedefürsten kennen lernen, seinen Frieden erfahren und seinen Frieden in der Welt verbreiten.